
Faschismus zurück in Europa?
Internationale Marxistische Konferenz
„Der Faschismus ist der stärkste, der konzentrierteste, er ist der klassische Ausdruck der Generaloffensive der Weltbourgeoisie in diesem Augenblick.“
– Clara Zetkin, 1923
Wann: 20. – 22. Juni 2025
Wo: Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Beschreibung
Wir erleben eine Welt im Umbruch. 80 Jahre nach dem Sieg über den deutschen Faschismus in Europa stehen weltweit alle Zeichen auf einen erneuten großen Krieg. Es scheint, als bewegten sich erstarkende faschistische Akteure einerseits und eine sich vertiefende politisch-wirtschaftliche Krise andererseits zusehends aufeinander zu. Faschismus liegt in der Luft.
Vor mehr als 100 Jahren begann eine umfassende Debatte unter Marxisten, um das Phänomen des Faschismus zu verstehen. 2025 richten wir eine wissenschaftlich-politische Konferenz aus, um an diese Debatten anzuknüpfen, Kontroversen, wie die Beziehung zwischen Liberalismus und Faschismus bis in die heutige Zeit zu verfolgen und mit Marxisten, Historikern und Antifaschisten aus Europa die Tendenz zum Faschismus konkret zu diskutieren.
Vijay Prashad vom Tricontinental: Institute for Social Research wird die Konferenz als Host begleiten.
Erste Infos zum Programm
Die Konferenz gliedert sich in drei unterschiedliche Blöcke, um einen roten Faden der Diskussion herzustellen.
Block I – Marxistische Faschismusdiskussion und die Beziehung zwischen imperialistischer Krise und Faschismus
Um uns zu nähern, wollen wir in einem ersten Schritt die Diskussionen marxistischer Theoretiker zum Faschismus aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfolgen. Worin haben sie das Wesen des Faschismus ausgemacht, wo lagen Gemeinsamkeiten und Kontroversen? Wie hat sich diese Debatte auch bis heute entwickelt?
Außerdem wollen wir die Beziehung zwischen wirtschaftlicher Lage und Faschismus untersuchen, sowohl historisch als auch aktuell. Wo liegen Ähnlichkeiten und Unterschiede zur Krisensituation der 1920er Jahre? Gibt es eine Verbindung zwischen kapitalistischer Krise, Neoliberalismus und Faschismus?
- Utsa Patnaik (Indien) – Marxistische Ökonomin, emeritierte Professorin an der Jawaharlal Nehru University (JNU) in Neu-Delhi.
- Ankica Čakardić (Kroatien) – Außerordentliche Professorin, Lehrstuhl für Sozialphilosophie an der Universität Zagreb.
- Jürgen Lloyd (Deutschland) – Autor zur Geschichte und Theorie des Faschismus und Mitglied der Marx-Engels-Stiftung.
- Clara E. Mattei (USA) – Professorin für Wirtschaftswissenschaften und Direktorin des CHE, Center for Heterodox Economics, an der University of Tulsa Oklahoma.
- Dimitrios Patelis (Griechenland) – Professor für Philosophie an der Technischen Universität Kreta.
- Vijay Prashad (Indien) – Historiker und Direktor des Tricontinental Institute for Social Research.
Block II – Faschistische Parteien und Bewegungen heute in Ost- und Westeuropa
In einem zweiten Schritt soll der Blick konkret auf rechte und faschistische Parteien, Organisationen und Bewegungen in Europa gerichtet werden. Wie haben sich diese Strukturen entwickelt, welche Teile der Gesellschaft unterstützen sie politisch, welche finanziell und welche Interessen bringen sie zum Ausdruck? Dabei soll unter anderem auch die Frage diskutiert werden, wie sich faschistische Bewegungen in Kernindustrieländern von jenen in der europäischen Peripherie unterscheiden. Inwiefern werden faschistische Parteien zur Durchsetzung imperialistischer Interessen aktiv unterstützt und aufgebaut? Was ist das Verhältnis faschistischer Kräfte zu liberalen und konservativen Parteien und Akteuren?
- Salvatore Prinzi (Italien) – Wissenschaftler am Institut für Geschichte der Philosophie und der Wissenschaft der Moderne in Neapel
- Mònica Clua (Spanien) – Seniorprofessorin an der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona
- Susann Witt-Stahl (Deutschland) – Journalistin und Herausgeberin von Büchern wie „Der Bandera-Komplex“ und „Antifa heißt Luftangriff“
- Marlène Rosato (Frankreich) – assoziierte Wissenschaftlerin an der Sciences Po.
- Vladimir Bortun (Rumänien) – Dozent für Politik an der Universität Oxford.
- Sopo Japaridze (Georgien) – Autorin und Journalistin, Vorsitzende des Solidaritätsnetzwerks in Georgien.
- Florian Nowicki (Polen) – Doktor der Geisteswissenschaften und der Philosophie. Er forscht u.a. zu anti-humanistischen Ideologien.
- Gyula Thürmer (Ungarn) – Doktor der Internationalen Politik und Autor. Präsident der Ungarischen Arbeiterpartei.
- Jelena Đureinović (Serbien) – Historikerin am Forschungszentrum für Transformationsgeschichte (RECET) an der Universität Wien.
- Ana Vračar (Kroatien) – Journalistin für Peoples Dispatch und Programmkoordinatorin bei der „Organisation für Arbeitnehmerinitiative und Demokratisierung“.
Block III – Antifaschismus, zwischen Herrschaftsideologie und progressiver Praxis
In einem letzten Schritt wollen wir uns mit Antifaschismus beschäftigen. Liberale, sozialdemokratische und konservative Parteien beschwören bisweilen große gesellschaftliche Allianzen, um noch rechtere Kräfte zu verhindern, ohne allerdings scheinbar ihren wachsenden Einfluss zurückzudrängen. Wann verwandelt sich Antifaschismus in eine Herrschaftsideologie? Was bleibt heute in Europa von den historischen Traditionen antifaschistischer Volksfront- und Partisanenbewegung? Wie ist es um die Verbindung zwischen Arbeiterbewegung Antifaschismus bestellt?
- Aleksandar Đenic (Serbien) – Koordinator der „Antifaschistischen Internationale” in Serbien und Doktorand an der Universität Singidunum.
- Cinzia Della Porta (Italien) – Gewerkschaftsmitglied bei der Unione Sindicale di Base (USB).
- Maurizio Coppola (Italien) – Er hat einen Master-Abschluss in Sozialwissenschaften und ist Mitherausgeber von Progetto Me-Ti.
- Nasrin Düll (Deutschland) – Studentin der Geschichte an der Goethe-Universität und Gründungsmitglied der antifaschistischen Gruppe „Studis gegen rechte Hetze“.
- Ernest Moret (Frankreich) – Antifaschistischer Aktivist und Verleger.